Urban Sports & Culture florieren in Brabant, auf den Bahngeländen und darüber hinaus. Mit einer pulsierenden Urban-Kultur auf den Straßen, aber auch mit vier Indoor-Skateboard-Parks, wobei Area 51 in Eindhoven sogar der größte in den Benelux-Ländern ist.
Urban Sports & Culture florieren in Brabant, auf den Bahngeländen und darüber hinaus. Mit einer pulsierenden Urban-Kultur auf den Straßen, aber auch mit vier Indoor-Skateboard-Parks, wobei Area 51 in Eindhoven sogar der größte in den Benelux-Ländern ist.
Ein BMXer oder Skateboarder trainiert seine Loopings und anderen Tricks auf Ramps, Halfpipes und in Bowls – buchstäblich mit „fallen und wieder aufstehen“, wie man hier sagt. Gute Trainingsplätze sind sehr wichtig, vorzugsweise leicht erreichbar und mit der typisch städtischen Atmosphäre.
Was das angeht hat Brabant viel zu bieten. Zum Beispiel im World Skate Center in Den Bosch, wo Skateboarder sich auf ihren Brettern aus einer Höhe von etwa vier Metern aus der Vertikalen in die Halfpipe stürzen.
Das World Skate Center verfügt über die einzige Indoor-Halfpipe in den Niederlanden, die für europäische Wettkämpfe geeignet ist. „Aus den gesamten Benelux-Ländern kommen Leute zum Trainieren hierher", sagt Koordinator Jos Sleegers. „Da der Park aus Holzelementen aufgebaut ist, kann unser Park jederzeit problemlos an die Anforderungen von Wettbewerben angepasst werden. Deshalb findet jetzt auch das olympische Training hier statt.“
Das World Skate Center ist auch der feste Trainingsplatz von Keet Oldenbeuving. Die fünfzehnjährige Skateboarderin – bekannt als „Skatekeet" – gilt im Augenblick als eine der talentiertesten jungen Sportlerinnen. Nach ihrer Goldmedaille bei den Europameisterschaften 2019 bereitet sie sich nun auf die Olympischen Spiele in Tokio vor.
Von ihrer Heimatstadt Utrecht aus fährt Oldenbeuving dreimal wöchentlich mit dem Zug nach Den Bosch. Der Hauptgrund dafür ist, dass ihr Trainer Ruud Broer hier wohnt, aber auch der Street-Parcours und die Miniramp in Den Bosch spielen eine wichtige Rolle. „Die Voraussetzungen zum Lernen neuer Fähigkeiten sind hier hervorragend", sagt sie. „Ich kann hier alle Lines hintereinander machen. Besonders gut ist, dass man mit einem neuen Trick niedrig anfangen kann und dann immer höher und höher gehen.“
„Leute aus dem Ausland finden auch, dass Den Bosch den besten Park hat“, sagt die Top-Skaterin. „Er ist nicht so groß, aber hat alles, was man braucht. Ich hoffe, die Beste der Welt zu werden und will vor allem das Beste von mir selbst zeigen. Oft machen Leute immer die gleichen Tricks. Ich suche gerade nach neuen Sachen, um weiter zu kommen.“
Vor allem auf den Bahngeländen der Brabanter Städte hat sich Urban Sports & Culture in den letzten Jahren rasant entwickelt. Das hat einen begrüßenswerten Effekt: Die Gleisgebiete in Breda, Tilburg, 's-Hertogenbosch und Eindhoven haben eine spektakuläre Entwicklung durchlaufen. Dadurch entstanden faszinierende, aufregende Orte, die Skateboarder und Urban-Sportler als erste für sich entdeckten. Diese Avantgarde zog andere Kreative aus den Bereichen Design, Tanz, Mode, Medien und Graffiti an. Die Skateboarder spielen oft auch in einer Band oder machen Kunst. „Sie fungieren als Wegbereiter und ziehen interessante Leute an neue Orte, oft an den eher schmuddeligen Ecken der Stadt,“ sagt Ruth Giebels. „Dadurch werden diese Gebiete hip und going.“
Giebels ist Quartiermacherin im Kernteam von Urban Ambition Brabant. Zusammen mit Vertretern der Brabanter Urban-Scene (B5UP), BrabantSport, den fünf BrabantStad-Städten und der Provinz Brabant setzt sie sich dafür ein, Urban Sports & Culture weiter zu bringen.
In den vier großen Städten gibt es jetzt auf ihren Bahngeländen und in deren Nähe hochklassige Skateparks, die alle ihre eigenen Spezialitäten haben. Für die „Vert“ (Halfpipe) geht man nach Den Bosch, Area 51 in Eindhoven hat die Bowl, Ladybird Skatepark in Tilburg punktet mit der Disziplin „Park“ und der Breda Skatepark Pier15 hat „Street“.
Urban-Sport, die Kultur und der damit verbundene Lebensstil scheinen erstaunlich gut zu Brabant zu passen. Deshalb möchte Brabant weltweit ansprechende Urban-Veranstaltungen organisieren und Urban-Sports weiter professionalisieren. Ehrenamtliche Helfer spielen nach wie vor eine sehr wichtige Rolle, aber es wurden inzwischen Schritte unternommen, um mit mehr bezahlten Mitarbeitern, Ausbildungen und Richtlinien von Sportverbänden die Urban Sports auf eine höhere Ebene zu bringen.
„Wir haben eine Skateschule gegründet und die Skatelehrer haben ihr Diplom gemacht", sagt Jos Sleegers vom Skatepark in Den Bosch. „Noch vor vier Jahren habe ich hier mit einem zweiten Mitarbeiter 24 Stunden pro Woche gearbeitet. Jetzt kommen wir mit zwölf Personen auf 200 Stunden.“
Brabant bietet Anlagen für die nationale Spitze in den olympischen Disziplinen Skateboarden (wie Keet Oldenbeuving) und BMX-Freestyle (Daniel Wedemeijer). Das tut Brabant auch für den Breakdance (u. a. Weltmeister Menno van Gorp). Brabant möchte auch die Heimatbasis der niederländischen Auswahl Skateboarden in der Disziplin „Park“ bleiben, die einen permanenten Sitz in Eindhoven hat.
Die Urban-Szene charakterisiert eine ausgeprägte „Do it yourself, but do it together“-Mentalität. Das äußert sich in einer breiten Zusammenarbeit mit allen kulturellen Institutionen, dem Breitensport, der Jugendarbeit und vielem mehr. Gemeinsam mit seinem Partner Univé organisierte BrabantSport eine Schulen-Tour, bei der 1.000 Kinder dazu angeleitet wurden, Urban Sports auf sichere Weise zu betreiben.
Die urbane Szene entpuppt sich auch als reicher Nährboden für Crossovers und Innovationen. Das Urban Sports Performance Center in Eindhoven entwickelt Innovationen sowohl für Spitzen- als auch für Freizeitsportler. Eines ihrer Projekte ist ein Tracking-System mit Sensoren, mit dem die Moves der Skateboarder wesentlich genauer verfolgt und anschließend verbessert werden können.
Giebels träumt von einem internationalen „Hackathon“, in enger Zusammenarbeit mit anderen Parteien, wie der TU Eindhoven und dem biobasierten Unternehmenscluster in West-Brabant. „Vielleicht können wir hier den urbanen Klappschlittschuh erfinden", sagt sie in Verweisung auf die wichtigste und erfolgreichste Eislauf-Innovation der letzten Jahre.
Urban lässt sich auch leicht mit Citymarketing und sozialen Initiativen verknüpfen. Während Urban in der Vergangenheit vor allem in den „Schmuddelecken“ zu finden war, ist es heute ein Mittel, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und mit ihr in Verbindung zu treten.
„In den letzten Jahren profilieren sich Städte mit Urban", sieht Jeroen van Eggermond, Gründer der Unternehmen Nine Yards Skateparks und Indoor-Skatepark Pier 15 in Breda. Als Skateboarder und Unternehmer bezeichnet er sich heutzutage als „Urban-Repräsentant", wenn er mit den Vertretern der Städte und Provinzen an einem Tisch sitzt. „Als Wegbereiter machen wir oft Standorte interessant, für die die Kommunen kurzfristig oft keine unmittelbaren Pläne haben. Oft machen wir nur am Anfang von der Unterstützung durch die Stadt Gebrauch. Den Rest übernehmen wir dann selbst, denn das liegt in unseren Genen. Unsere Kultur ist so vielschichtig und stark, dass wir uns an diesen Orten meist auch entfalten können und wir bilden oft genau dieses raue Element, das in jeder Stadt gebraucht wird. Dadurch werden wir zunehmend als Gebietsentwickler und Quartiermacher angesehen.“
Van Eggermond geht es nicht nur um Sport, sondern darum, eine ganze Kultur zusammenzuführen. Wir haben alle die gleiche DNA: Wir sind unkonventionell und ziemlich eigensinnig. „Wir alle haben die gleiche Mission – Urbane Hotspots schaffen, die als Nährboden und Bühne für unsere Kultur dienen. Damit haben wir ein wirkungsvolles Instrument, mit dem wir an der Professionalisierung und der Fundierung unserer Szene arbeiten können.“
Die Skateparks vereinen Sport, Veranstaltungen, Kunst und Musik unter einem Dach und haben sich zu pulsierenden Szenetreffs entwickelt. Außer einer Skatehalle ist das World Skate Center in Den Bosch auch eine Pop-Bühne und ein Ausstellungsraum. „Wir entwickeln selbst eine Menge neuer Initiativen", sagt Sleegers. „Damit erfüllen wir eine Brutstättenfunktion.“
Kommunen und andere Instanzen erkennen den Wert davon. Area51 im Eindhovener Stadtviertel Strijp-S war in Gefahr, neuen Immobilienprojekten weichen zu müssen. Die Wohnungsbaugesellschaft Trudo erkannte, dass Strijp-S ohne die Skatehalle zu einem seelenlosen Gebiet werden würde. Der neue Apartmentkomplex wird nun über dem Skatepark gebaut und hat den treffenden Namen „Haasje Over“ (was so viel heißt wie „Bockspringen“) erhalten.
Mittlerweile bildet die Urban-Szene auch ein ernstzunehmendes Geschäftsfeld. Über seine Unternehmen leitet Van Eggermond ein großes Team von Designern, professionellen Konstrukteuren und Kulturschaffenden mit einer gemeinsamen Leidenschaft für das Skateboarden. Er realisiert Projekte in der Action-Sports-Industry, baut Skatebahnen, berät Kommunen und beteiligt sich an der Initiative BrabantSport, die die Sportkultur in Brabant fördert. „Wir haben eine eigenwillige Kultur, in der Freiheit an erster Stelle steht. Bei allem, was wir tun, geht es darum, die Gesellschaft zu verbinden, da brodelt die Energie.“
Jetzt, wo Skateboarden zu einer offiziellen olympischen Sportart geworden ist, stehen mehr Budgets zur Verfügung, betont er. „Der Spitzensport bringt mehr Ressourcen und mehr Veranstaltungen, was auch zum Rest der Szene durchsickert. Gleichzeitig wollen wir aber auch die Urban-Kultur schützen. Wir sind zum Beispiel nicht unbedingt ein Wettbewerbssport. Es sind jedoch mehr Mittel erforderlich, damit die Energie in der Szene nicht verloren geht. Es ist höchste Zeit, noch mehr zu professionalisieren, nämlich indem man die Leute auch bezahlt, damit sie auch eine Rente aufbauen können.“
In der Urban-Welt gibt es viele Verbindungen zwischen Sport und Kultur. „Das ist auch die große Stärke davon“, sagt Giebels. „Der ‚Urban Way of Working ’ ist die Zukunft. Ideen für eine grandiose Party entstehen einfach an der Bar nach einer Runde Skateboarden. Der eine ist vielleicht auch Discjockey, der andere ein guter Designer. Wenn man Talente zusammenbringt, blüht die Kreativität auf. Andere Sektoren könnten sich davon inspirieren lassen.“
Außerdem härtet das Skateboarden ab. „Es ist wirklich „fallen und wieder aufstehen“, sagt Giebels. „Darum träume ich davon, alle Kinder mit Urban Sports bekannt zu machen.“
Urban-Sportler prägen die Städte. Über die App CityLegends können ambitionierte Urban-Sportler gute Plätze in der Stadt zum Skateboarden oder Freerunning auffinden. Über die Community-Plattform der App können sie kurze Videos von Tricks posten, die sie an selbstkreierten Hotspots in der Stadt aufgenommen haben. Damit zeigen sie nicht nur ihre Kreativität, sondern hinterlassen auch gleich ihre „Legacy“ in der Stadt. Do it yourself, do it together.
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