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"Die Kartoffelesser" ist ein bekanntes Werk von Vincent van Gogh
  • Artikel 25.10.2019

In den Fußstapfen von Vincent van Gogh

4 Minuten Lesezeit

Vincent van Gogh und Brabant sind unlöslich miteinander verbunden. Frank van den Eijnden, der Mann hinter Van Gogh Brabant, über seine Faszination für Van Gogh.

"Brabant ist der Startpunkt für meine Mission"

Vincent van Gogh und Brabant sind unlöslich miteinander verbunden. Der kleine Junge aus Zundert entwickelte sich zu einem weltberühmten Künstler, der seine Spuren hinterlassen würde. Heute, 165 Jahre nach seiner Geburt, ist Van Gogh noch immer eine unauslöschliche Inspirationsquelle für Künstler, Designer und Unternehmer. Sicher auch für Frank van den Eijnden, den Mann hinter den Zusammenarbeitsverbänden Van Gogh Brabant und Van Gogh Europe. „Bereits in meiner Jugend habe ich den Künstler ins Herz geschlossen.“

Damals spielte Van den Eijnden beim Basketballverein in Beek en Donk. Die Spieler eines Prager Vereins wollten während eines Besuchs an seinen Verein nach Nuenen. Dort wohnte und arbeitete der Künstler von 1883 bis 1885. „Ich hatte keine Ahnung“, sagt Van den Eijnden. „Nur einen Steinwurf von unserem eigenen Dorf entfernt hatte Van Gogh gewohnt und ich wusste überhaupt nichts davon. Und ich war nicht der Einzige.“

Vincent wird am 30. März 1853 in Zundert als Sohn eines Pfarrers geboren. Im Dorfpfarrhaus wächst er behütet auf. Er ist anders: ein protestantisches Kind in einer überwiegend katholischen Gemeinschaft, das nicht zur Schule geht, sondern zu Hause unterrichtet wird. Genau an der Stelle seines Geburtshauses steht heute das Vincent van Gogh Huis. Das digitale Hör- und Seherlebnis versetzt einen ins Wohnzimmer der Van Goghs und man entdeckt, was ihn beschäftigte. Auch den Garten, wo Vincent als Kind spielte, kann man besuchen. Um die Ecke ist die Kirche, wo sein Vater predigte und wo das Grab seines früh verstorbenen älteren Bruders und Namensgenossen ist.

Van-Gogh-Roosegaarde-Radweg

Heute ist Nuenen ein wahres Freilichtmuseum rund um Van Gogh. Vom Museum Vincentre aus kann man eine Strecke wandern oder radeln, die an 21 von Van Gogh in Gemälden verewigten Gebäuden, Objekten und Stellen in der Landschaft vorbeiführt. Man geht – oder radelt auf dem besonderen Van-Gogh-Roosegaarde-Radweg – in den Fußspuren des großen Meisters. Im Zentrum erfährt man, wie Vincent in Nuenen lebte und arbeitete. Die Geschichten über ihn, die Briefe die er schrieb sowie seine Gemälde kann man hier sehen. Mit audiovisuellen Techniken taucht man in die Zeit Van Goghs ein.

Neue Van-Gogh-Ausstellung

Er ist einer der Orte, mit dem Van den Eijnden Van Gogh und Brabant international auf die Weltkarte gesetzt hat. „In Nuenen musste man im Van-Gogh-Jahr 2015 für die zahlreichen Busse mit Amerikanern und Japanern mobile Toiletten aufstellen.”
Das Themajahr war ein Erfolg, so zeigten die landesweiten Zahlen: 1,7 Millionen Besucher, wovon eine Million aus dem Ausland. Während eines Aufenthalts von mindestens zwei Tagen gaben sie im Schnitt 505 Euro aus. Insgesamt brachte das Van-Gogh-Jahr etwa 500 Millionen Euro ein. Die zusammenarbeitenden Beteiligten rund um Van Gogh nahmen den Erfolg zum Anlass, ihre Bestrebungen zu verstärken. Die Van Gogh Heritage Centres in Nuenen, Etten-Leur und Zundert bauen derzeit an einer neuen musealen Einrichtung. Zusammen mit der Van-Gogh-Austellung im „Noordbrabants Museum“ 2019 soll das dem Besuch an Brabant neue Impulse verleihen.

Zudem ist man gemeinsam mit Van Gogh Europe bestrebt, das European Cultural Heritage Label zu erringen. Das ist eine Initiative der Europäischen Union, um Weltkulturerbe, das als Wahrzeichen für das Zustandekommen des heutigen Europas betrachtet wird, zu promoten. Mit dem Label in der Tasche kann Brabant von der starken Zunahme der internationalen Besucherzahlen an die Niederlande mitprofitieren.

Im Alter von 13 Jahren wird Vincent als Kostgänger nach Tilburg geschickt, um dort die höhere Bürgerschule (Rijks-HBS) im ehemaligen Palast von König Wilhelm II. zu besuchen. Von September 1866 bis März 1868 erhält er hier seine ersten Zeichenstunden. Er macht dort seine erste Zeichnung von zwei Bauern, die auf einer Schaufel lehnen. An der Stelle, wo er zur Schule ging, können Sie heute Vincents Zeichenklasse besuchen. Im Klassenraum von damals erfahren Sie, wie der Junge vom Lehrmeister Constant Huijsmans seinen ersten Zeichenunterricht erhielt. 

Durch die Van-Gogh-Brille schauen

Drei Jahre nach dem Van-Gogh-Jahr schaut Van den Eijnden – als Programm-Manager bei VisitBrabant, Geschäftsführer von Van Gogh Brabant und Vorsitzender von Van Gogh Europe – noch immer durch die Van Gogh-Brille. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich ganze Sache. Für mich als echten Brabanter ist Brabant der Startpunkt für meine Mission."

Was diese Mission beinhaltet? „Das Erbe Van Goghs an die folgenden Generationen weitergeben und mehr internationale Besucher dazu verlocken, länger in Brabant zu verbleiben.“ Wir haben 39 Gebäude und Stellen zu Van-Gogh-Denkmälern ausrufen können. Mit Van Gogh Europe möchten wir diese Arbeitsweise auch in Belgien und Frankreich anwenden. Und in London, denn auch dort verweilte Van Gogh eine Zeit lang. Der Besitzer des Gebäudes, wo sich der Maler aufhielt, hat Pläne für ein Artist in Residence.“

Nachdem er sich in London und Paris umhergetrieben hat und nach seinen Versuchen, Kunsthändler, Lehrer oder Pfarrer zu werden, zieht Vincent (dann 28) im März 1881 für ein halbes Jahr bei seinen Eltern ein. Die sind inzwischen in die Pfarrei von Etten umgezogen. Das wird der Wendepunkt in seinem Leben. Vincent nimmt das Zeichnen immer ernster, arbeitet Tag und Nacht. Einige einschneidende Ereignisse machen ihm klar, dass er sich bei seinen Entscheidungen immer von anderen beeinflussen ließ. Er kehrt der Religion mehr oder weniger den Rücken zu und beschließt, seinem Traum, Künstler zu werden, nachzujagen. In Etten lässt er sich zum ersten Mal als Kunstmaler registrieren.

Grundlage für Van-Gogh-Erbe

Van Gogh Europe ist laut Van den Eijnden ein Netzwerk zum Wissensaustausch und zur gemeinsamen Verbreitung der Arbeit und des Lebens von Vincent in Europa, Asien und Amerika. „Die nachhaltige Zusammenarbeit auf europäischer Ebene kreiert eine Grundlage für das Van-Gogh-Erbe“, sagt er. „In Brabant haben wir nun fünf Orte, die für Van-Gogh-Liebhaber interessant sind: das Vincent-van-Gogh-Haus in Zundert, Vincents Zeichenklasse in Tilburg, die Van-Gogh-Kirche in Etten-Leur, Museum Vincentre in Nuenen sowie das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch.“ Je mehr Besucher diese Orte besuchen, desto besser ist es für Brabant und desto stärker ist die Grundlage zur Instandhaltung kultureller Einrichtungen.“

Übrigens ist das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch der einzige Ort im Süden der Niederlande, wo Originalwerke von Van Gogh hängen. Unter den zwölf Gemälden befinden sich die „Grabende Bäuerin“, das kürzlich erworbene „Stillleben mit Flaschen und Muschel“, der „Pfarrgarten in Nuenen“ sowie die „Wassermühle in Kollen“. Letztere ist eine der 39 Van-Gogh-Stätten, die unter Denkmalschutz stehen. Sie sind wichtig für die Brabanter Kultur, vor allem aber auch für die Freizeitindustrie, Natur und Landschaft sowie für das Branding und für die internationale Profilierung der Region.

Vincent wohnt ab Dezember 1883 – er ist dann 30 – für die Dauer von zwei Jahren in Nuenen, dem neuen Wohnort seiner Eltern. Dort konzentriert er sich vollständig auf die Malerei. Seine Liebesbeziehung endet durch die Einmischung seiner Schwestern. Nicht viel später stirbt sein Vater. Trotz des ganzen Trubels widmet sich Vincent auch weiterhin leidenschaftlich der Malerei. Er macht in Nuenen ein Viertel seiner gesamten Werke. Von der Natur und den einfachen Menschen inspiriert, sind „Die Kartoffelesser“ - sein erstes Meisterwerk - das Ergebnis seiner Versuche.

Vincent van Gogh und Brabant sind untrennbar miteinander verbunden
Foto: Melchert Meijer zu Schlochtern

Mit Van Gogh Brabant und Van Gogh Europe will Van den Eijnden sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn Grenzen verlagern. Genau wie Vincent van Gogh es tat. „Man sieht noch immer, dass viele Erschaffer aus Brabant Grenzen überschreiten. Nicht nur, weil Kunst Grenzen überschreiten sollte, sondern auch, weil die Brabanter Bühne nicht immer genug Platz bietet. So auch unser weltweit meist gerühmter und grenzüberschreitender Künstler Vincent van Gogh. Er überschritt in den letzten Jahren seines Lebens die Grenzen, um sein Künstlertum wachsen lassen zu können. Letztendlich müssen wir in Brabant ein Klima schaffen, damit man dazu die Provinz nicht mehr zu verlassen braucht.“

Van Gogh Europe ist eine Netzwerkorganisation zum Wissensaustausch und zur gemeinsamen Förderung der Arbeit und des Lebens von Vincent van Gogh
Foto: Melchert Meijer zu Schlochtern

Im Laufe von 1885 besucht Vincent die Kunstakademie von Antwerpen. Noch kein halbes Jahr später reist er weiter nach Paris, wo sein Bruder Theo wohnt. Vincent hält das hektische Stadtleben zwei Jahre aus. Anfang 1888 lässt er sich in Arles, in der Provence, nieder. Mit der Idee einer Künstlerkolonie mietet er vier Räume im „Gelben Haus“ am Place Lamartine. Paul Gauguin ist der einzige Künstler, der bei ihm einzieht. Die Spannungen zwischen den beiden eskalieren derart, dass Vincent an einem Abend sein linkes Ohr abschneidet und in der Psychiatrie landet. Innerhalb eines Jahres fertigt er dort etwa 150 Gemälde. Mitte 1890 verlässt er die Psychiatrie und zieht nach Auvers-sur-Oise, wo bereits mehrere Künstler wohnen. Seine Krankheit und die (finanzielle) Unsicherheit über die Zukunft werden ihm letztendlich fatal. Am 27. Juli 1890 geht er in ein Kornfeld und schießt sich mit einer Pistole in die Brust. Zwei Tage später erleidet er seinen Verletzungen. Er hinterlässt über 850 Gemälde und fast 1.300 Werke auf Papier.

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