Mit kompetitivem Spielen von Computerspielen können Marken, Sportorganisationen und Städte junge Menschen für sich gewinnen. Voraussichtlich wird E-Sport in Brabant in den kommenden Jahren explodieren.
Wie erreicht man junge Menschen und wie bindet man sie langfristig an seine Marke, Sportorganisation oder Community? Eine Antwort sind E-Sports: Computerspiele im Wettbewerb spielen. E-Sports boomen in Brabant enorm und laut dem Dozenten und E-Sport-Spezialisten werden sie noch viel mehr an Bedeutung gewinnen. „In zehn Jahren sind E-Sports größer als Fußball.“
In Eindhoven wurde auf dem ehemaligen Industriegelände Strijp-S kürzlich die erste „Active Esports Arena“ der Welt eröffnet, in der die Teilnehmer gleichzeitig gamen und sportlich aktiv sind. Mit Hilfe eines Geschirrs mit Sensoren und einem Virtual-Reality-Headset bringen die Spieler ihren gesamten Körper zum Schwitzen, um in der virtuellen Welt zu punkten.
Das Publikum kann ihre Aktionen auf großen Bildschirmen verfolgen, was einen futuristischen Anblick bietet. Da die Spieler manchmal die seltsamsten Bewegungen machen, hat diese Sportart einen hohen Unterhaltungswert für das Publikum. Die Wettkämpfe können deshalb nicht nur auf Bildschirmen verfolgt werden, sondern finden zu einem großen Teil auch in Hallen und Arenen statt.
„E-Sports übt man zu Hause aus, aber sie haben auch einen starken sozialen Aspekt“, sagt Ruben Been. Er ist Gründer von mCon esports, einem der größten E-Sport-Clubs in den Benelux-Ländern. Der Hauptsitz dieses Unternehmens befindet sich in Breda. „Denn obwohl die Spieler online spielen, ist es schön, zusammenzukommen und direkt dabei zu sein. E-Sports bieten viele Chancen, weil sie wettbewerbsorientiert sind und soziale Interaktion verlangen.“
2018 gab es in den Niederlanden über 1,8 Millionen Zuschauer, die online E-Sport-Wettkämpfe verfolgten.
Bekannte E-Sports sind League of Legends, Counter-Strike GO, FIFA, Rocket League, Super Smash Bros. Ultimate, Overwatch und Fortnite. Jeder kann diese Spiele über seinen eigenen Videokanal auf Twitch übertragen und damit ein Publikum auf sich aufmerksam machen.
„E-Sports sind rasant auf dem Vormarsch", sagt Been. „Es ist ein vollwertiger Markt im Entstehen.“ Weltweit steckt darin stets mehr Geld. Die Berkeley Economic Review berichtete, dass E-Sports im Jahr 2018 ein Publikum von 380 Millionen Zuschauern erreichten, mit erwarteten Einnahmen von 1,4 Milliarden Dollar für die Games-Branche.
Jetzt, da physische Distanz im Alltag wichtig geworden ist, wird Kontakt mehr denn je über Online-Kanäle hergestellt. Als die Schulen wochenlang geschlossen waren und das Chillen außer Haus strengen Regeln unterlag, litten Jugendliche stark darunter. Eine Aktivität war davon nicht betroffen: Online in Games gegeneinander antreten. Die Stadt Breda und Breda Actief haben daher ein Online-Fußballturnier entwickelt, den #StayHome Breda Cup. Jugendliche aus Breda mit einer PlayStation 4 zeigten online ihr Können.
Beens Unternehmen mCon esports war Organisator dieses Breda-Cups. „Gerade in Zeiten von Corona hat E-Sport ein großes Potential“, sagt Been. „Junge Leute sehen nicht mehr fern. Man findet sie jetzt hauptsächlich auf Youtube und Twitch. Marken, aber auch Kommunen haben erkannt, dass man mit E-Sports diese jüngeren Zielgruppen noch erreichen kann.“
Bei E-Sports geht es um viel Aktion und Interaktion, sowohl online als auch offline. Und das macht laut Been auch ihre immense Anziehungskraft aus. „Beim Fußball können Minuten vergehen, ohne dass wirklich etwas passiert. Bei E-Sports gibt es alle paar Sekunden neue Action. Sie sind also ziemlich spektakulär. Darüber hinaus besteht eine große gegenseitige Wertschätzung. Jeder kennt jeden. Es ist eine vertraute Community.“
In Breda passiert noch mehr. Denn die Breda University of Applied Sciences ist die erste Institution im niederländischen Hochschulwesen, die Fachleute für Esports Event & Media Management ausbildet. Dies steht im Einklang mit dem Knowhow, über das die BUAS bereits in den Bereichen Games, Konzeptentwicklung, Imagineering, Experience Design und Eventmanagement verfügt. Jetzt geht es noch um einen Minor, aber in den nächsten Jahren soll es eine eigene Spezialisierung sein.
„Durch den starken Aufschwung des E-Sports gibt es einen großen Bedarf an Fachleuten, die den Sektor in- und auswendig kennen", sagt Been, der selbst Dozent in diesem Studiengang ist. „Diese Studenten können später als Manager, Coach oder Veranstaltungsorganisator in der E-Sport-Welt tätig werden.“
Die Breda University of Applied Sciences verankert diese Spezialisierung in einem Lernumfeld, in dem Studierende, Wissenseinrichtungen und Unternehmen Wissen austauschen und Innovationen entwickeln. Unternehmen treten in dieser „Learning-Community“ als Partner auf.
Unternehmen im Bereich der Hightech und ICT haben einen enormen Bedarf an jungen Menschen, die die neuesten Technologien beherrschen. E-Sports bieten interessante Anknüpfungspunkte für Studenten, um die Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert zu erlernen. „E-Sportler verbringen viel Zeit in einer digitalen Umgebung und kommen daher schnell mit den neuesten Technologien in Berührung.“
Dass E-Sports in Brabant so einen hohen Stellenwert haben, zeigt sich auch in der Vorreiterrolle des Fußballvereins PSV. PSV Esports begann 2016 als virtueller Fußballzweig des Spitzenklubs von Eindhoven. Mittlerweile hat der PSV zwei E-Sportler und einen E-Sport-Trainer auf seiner Gehaltsliste, die auf nationaler und internationaler Ebene bei großen FIFA-Turnieren antreten.
Diese E-Sportler sollen den PSV nicht nur auf höchstmöglichem Niveau repräsentieren, sondern sie spielen auch FIFA mit den Fans. Damit setzen sie sich unmittelbar für eine enge Bindung mit der jüngeren Zielgruppe ein.
Dabei geht es sowohl mental als auch physisch um Spitzensport – oder besser gesagt E-Spitzensport. Die Games, die dem E-Sport zugerechnet werden, erfordern nämlich große taktische und strategische Fähigkeiten. Die Spieler müssen intensiv trainieren, ein optimales Reaktionsvermögen zeigen und eine ungeheuer gute Hand-Augen-Koordination haben.
E-Sports passen daher nicht in die Kategorien Sport oder Denksport, meint Ruben Been. „Es ist wirklich eine eigene Kategorie, in der der Glücksfaktor kaum eine Rolle spielt. Es ist „skill-based“. Ein Spieler überzeugt also mit seinen Fähigkeiten und seinem Wissen.“
Große Spieler haben alle einen persönlichen Trainer und trainieren täglich, um ihre Leistung zu verbessern. Internationale Spitzenteams leben sogar in einem Teamhaus zusammen, wo sie spezielle Ernährungsberatung und andere Unterstützung erhalten.
Als erster niederländischer Fußballverein ist der PSV jetzt auch in zwei weiteren E-Sportarten aktiv, nämlich League of Legends und Exodus Burned. Damit spricht der Fußballclub auch Jugendliche an, deren Interesse über den Fußball hinausgeht. „Angesichts der Überalterung in den Stadien ist dies eine interessante Möglichkeit, neue Leute an den Verein zu binden und sie schließlich in die Stadien zu bringen", sagt Been.
Mit Exodus Burned beschreitet der PSV neue Wege im Bereich des aktiven E-Sports, bei dem die Spieler ihren Stuhl verlassen. Dies steht im Einklang mit dem sozialen Ziel des PSV, zu mehr Bewegung zu ermuntern. Der PSV will zudem mit anderen großen Fußballclubs einen europäischen Wettbewerb für Active E-Sports ins Leben rufen.
Der Verein bietet damit seinen eigenen Partnern und Sponsoren auch neue Möglichkeiten, diese Zielgruppe zu erreichen. Viele Spieler haben einen technischen oder IT-Hintergrund. Der PSV hofft, eine Verbindung zwischen diesen Spielern und Unternehmen in der Region Brainport Eindhoven herzustellen, die genau diese Talente suchen.
In den kommenden Jahren wird noch viel mehr Geld in den E-Sport fließen. Immer mehr Marken werden zu Sponsoren, wie zum Beispiel Mercedes-Benz. Für diese Marken bieten Veranstaltungen ausgezeichnete Möglichkeiten, Whizzkids für sich zu gewinnen.
„Zuerst waren nur computerbezogene Unternehmen Partner für E-Sports, aber jetzt springen auch immer mehr Marken aus anderen Branchen auf", so Been. „Sie sehen große Chancen, Zielgruppen zu erreichen, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten.“
Auch Kommunen sehen in E-Sports neue Möglichkeiten. Rotterdam will sich als E-Sport-Hauptstadt der Niederlande profilieren, während Breda die Liste im Bereich Bildung und E-Sport anführen will.
Obwohl E-Sport online an jedem Ort und zu jeder Zeit ausgeübt werden kann, bleiben physische Orte in der Welt des E-Sports wichtig. Neben den nationalen und internationalen Teams gibt es auch Teams, die regional organisiert sind.
Beispiele sind die Studententeams E.S.E.V. Zephyr in Eindhoven und TSEA Link in Tilburg. „Diese E-Sport-Clubs richten sich an Gamer aus einer bestimmten Stadt oder einer bestimmten Region. Dies schafft mehr lokales Engagement und soziale Interaktion, sowohl online als auch offline. Außerdem ist es cool, wenn man seine Stadt vertreten darf.“
Von seinem Büro bei Dutch Game Garden in Breda aus hat Been sein eigenes Unternehmen mCon esports groß gemacht. Nebenbei gründete er auch die Breda Guardians. Dieser Freizeit-E-Sport-Club ist speziell für Spieler aus Breda und Umgebung und daher wirklich auf eine Stadt ausgerichtet.
Fans sind für jede Sportart unverzichtbar, denn wenn niemand mitfiebert, hat Sport kaum eine Daseinsberechtigung. Und das gilt auch für E-Sport. Für die Zukunft sieht Been voraus, dass jede Stadt ihr eigenes E-Sport Spitzenteam haben wird, dass die Einwohner genauso auf Händen tragen, wie ihren örtlichen Fußballverein.
Er prognostiziert eine starke Interaktion zwischen diesen E-Sport-Vereinen, Städten und Bildungseinrichtungen. Genau wie in Amerika, wo das Bildungswesen eine wichtige Rolle als Unterstützer von Sportmannschaften spielt. „Dies wird in den kommenden Jahren geradezu explodieren.“
Den vollständigen Text dieser Geschichte können Sie per Knopfdruck kostenlos kopieren